Schloss Hagerhof – Gütesiegel „Schule der Zukunft 2020“

15 Jahre Schule der Zukunft – Verantwortung übernehmen für eine nachhaltige Welt

Wie können junge Menschen in ihrer Schule eine lebenswerte Zukunft mitgestalten? Wie lernen sie, Entscheidungen im Spannungsfeld von ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen zu treffen? Vier Jahre lang hat Schloss Hagerhof mit diesen Fragestellungen im Fokus die Arbeit im Unterricht und Lebensalltag von Schule und Internat dokumentiert und beim NRW-Gremium „Schule der Zukunft“ eingereicht. Nun steht das Ergebnis fest:

Zum fünften Mal in Folge seit 2005 hat Schloss Hagerhof erfolgreich bei der Kampagne der NUA  (Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW) das Gütesiegel Schule der Zukunft erlangt, und zwar in der obersten Kategorie III.

 

Anders als in den Vorjahren wurde der Fokus stärker auf das ‚globale Lernen‘ und die ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ (BNE) gelegt. Dabei waren die Bedingungen zur Zertifizierung in einer der drei Kategorien (I: BNE-Projekt, II: BNE-Entwicklungsvorhaben, III: BNE-Schulprofil) deutlich verschärft, so dass das Erreichen der Auszeichnung einer großen Anstrengung der ganzen Schulgemeinschaft in diesem Bereich zu verdanken ist.

Im Einzelnen mussten für Stufe III folgende Bedingungen erfüllt werden:

  • ein Fokus auf Nachhaltigkeit sowohl im Fachunterricht als auch im Schulleben,
  • Schülerpartizipation auf verschiedenen Ebenen,
  • ein BNE-Team mit mindestens vier Lehrer/innen,
  • die Schule arbeitet mit mindestens zwei außerschulischen Partnern;
  • die Schule ist in einem Netzwerk aktiv;
  • die Schule nimmt regelmäßig an einschlägigen Veranstaltungen und Fortbildungen teil;
  • eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit,
  • eine Einflussnahme auf kommunaler Ebene,
  • eine Evaluation der Entwicklung hin zu einem BNE-Profil.

Die Fortschritte hinsichtlich der angestrebten Maßnahmen mussten kontinuierlich seit Beginn der neuen Kampagne 2016 in einem Online-Steckbrief der Schule dokumentiert werden, in dem der Stand und die Perspektiven und Pläne für die kommenden Jahre dargelegt wurden.

Ein wichtiger Aspekt der erfolgreichen Zertifizierung war, dass die durchgeführten Projekte und Strukturänderungen innerhalb der Schulgemeinschaft Elemente aus allen vier Dimensionen der BNE beinhalten sollten, d.h. ökologische, soziale, globale und auch ökonomische Facetten mussten berücksichtigt werden.

Ökonomie

Die ökonomische Dimension des Leitthemas ‚Verantwortung‘ äußert sich in erster Linie einerseits durch unseren Fairtrade-Schülerladen ‚Klimbim‘ und weiteren fairen Aktivitäten der Schüler/innen, andererseits durch Verkaufsstände der Umwelt- und der Entwicklungspolitik-Gruppen, z.B. durch den Verkauf von Apfelsaft unserer Streuobstwiese oder der traditionellen Kürbissuppe als Fundraising für Projekte in Burkina Faso. Aber auch im Bauernhofpraktikum der Klassen 8 oder bei der Zusammenarbeit der Koch- und Garten-AGs mit der Mensaküche spielt dieser Aspekt eine Rolle.

Ökologie

Seit Jahren wird Schulgelände und Schulumfeld intensiv ökologisch gestaltet, indem zunächst durch die Umwelt-AG, seit 2017 im Rahmen des Ganztagsunterrichts ‚Umwelt‘, ‚Wald‘ und ‚Garten‘ auf dem Gelände der Schule und darüber hinaus im Stadtgebiet von Bad Honnef weitreichende Projekte verwirklicht wurden. Streuobstwiesen, Biotope für Fledermäuse oder Ringelnattern gehören ebenso dazu wie der Bad Honnefer Bienenweg in Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern. Im jährlichen Amphibienschutzprogramm der Klassen 7 werden Krötenzäune errichtet und der Bestand in einer langjährigen Zeitreihe untersucht.

Der Energie- und Wasserverbrauch konnte deutlich gesenkt werden, weil die Umweltbeauftragten in jeder Klasse auf die Einhaltung energiesparenden Verhaltens achten.

Ein öffentliches Commitment der Schule über eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 40% bis zum Jahr 2020 wurde durch zahlreiche Investitionen, z.B. in ein eigenes Blockheizkraftwerk, verwirklicht.

Globales Lernen

Die globale Dimension zeigt sich u.a. durch die jahrelangen Tätigkeiten unserer Entwicklungspolitik Gruppe, die mit kreativem Fundraising unsere Partner in Burkina Faso unterstützt. Weiterhin engagieren sich Oberstufenschüler/innen für Projekte der Andheri-Hilfe in Indien und Bangladesch. Der einjährige Projektkurs ‚Globale Probleme‘ in der 11 adressiert die Brennpunkte unserer Zeit und verknüpft sie mit lokalem Handeln.

Bei den wiederkehrenden #tatenfürmorgen bearbeiten Jungen und Mädchen der Erprobungsstufe (Klasse 5 und 6) mit Grundschüler/innen gemeinsam ökologische Themen. Am ‚Tag für Afrika‘ arbeiten alle Schüler/innen für das langjährige Burkina Faso-Projekt von Schloss Hagerhof. Erdkunde- und Biologiekurse der Oberstufe präsentieren regelmäßig wissenschaftliche Poster zur Entwicklungshilfe und Biodiversität im Rathaus der Stadt und in der Hochschule IUBH.

Soziales Miteinander

Die soziale Dimension konnte adressiert werden z.B. durch öffentliche Aktionen für Grundschüler, oder auch durch verstärkte Partizipation der Schüler/innen in fast allen Bereichen von Schule und Internat, z. B. beim Schulessen.

Auch bei den kürzlich wieder durchgeführten ‚Hackdays‘, im Engagement von Schüler/innen im ‚Jugendforum Bad Honnef‘ oder durch Organisation einer öffentlichen Podiumsdiskussion zu CO2-Steuern übernahmen Schülergruppen innovative und soziale Verantwortung für die Schule.

Neben unserem dreiwöchigen Sozialpraktikum in karitativen Einrichtungen in der Jahrgangsstufe 11 muss jeder Oberstufenschüler in der Freizeit zusätzlich 100 Stunden ‚Social Services‘ in der Kommune ableisten und damit regelmäßiges ehrenamtliches Engagement einüben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei allen diesen Aspekten einer gelebten, nachhaltigen Schule um die Frage der Gerechtigkeit geht, sowohl innerhalb der Gesellschaft als auch gegenüber der Weltgemeinschaft sowie gegenüber der nachfolgenden Generation und der Erde als Lebensraum. In Anbetracht der in den kommenden Jahrzehnten auf uns zukommenden Probleme und Krisen kann eine Antwort nur in der Veränderung von dem liegen, wie Schule gedacht und gelebt wird. Dazu hat sich Schloss Hagerhof auf den Weg gemacht.

(Dr. Dirk Krämer)