Montessori-Prinzip und Digitale Schule – Wie wir Maßstäbe für die Zukunft setzen
Im Lockdown hat sich unser guter Ruf als digitale Schule mehr als bewährt. Unsere Erfahrungen übertragen wir in den Präsenzunterricht.
Schloss Hagerhof – Prototyp für eine digitale Schule
Das Leben und der Schulalltag am Hagerhof sind außergewöhnlich. Wir verstehen uns als „Heimat auf Zeit“, in der Gemeinschaft, Toleranz, gegenseitige Unterstützung im Schul- und Internatsalltag genauso groß geschrieben werden wie Lern- und Leistungsförderung. Schloss Hagerhof ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche Gemeinschaftsleben miteinander üben und sich dabei mit ihrer individuellen Persönlichkeit entwickeln.
Doch wie gehen diese Prinzipien des menschlichen Miteinanders mit dem Begriff Digitalisierung zusammen?
Die Werte der Montessori-Pädagogik sind der Kern unserer Arbeit. Corona war unsere Feuertaufe als digitale Schule. Wir alle befinden uns auf der Reise in eine digitalisierte Welt, die besonders durch die Pandemie noch einmal mehr an Fahrt aufgenommen hat. Gerade durch diese außergewöhnlichen Herausforderungen hat es sich für uns als ungemein wertvoll erwiesen, dass wir uns schon seit Jahren als Prototyp für eine digitale Schule etabliert haben. Angesichts einer von ständigem Wandel bestimmten Lern- und Arbeitswelt werden wir diesen Weg der Zukunft konsequent fortführen, um unsere Schüler:innen bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten.
Seit dem Frühjahr 2020 lesen wir immer wieder erschreckende Berichte über Schulen, die während des Lockdowns nur rudimentären Unterricht per E-Mail oder sogar WhatsApp anbieten konnten. Hier am Hagerhof waren wir von Anfang an optimal vorbereitet und konnten so den Schalter einfach umlegen: Wir konnten das komplette Angebot der Schule digital zur Verfügung stellen, denn Digitalisierung ist für die Schüler:innen und Lehrer:innen vom Hagerhof nicht erst seit Corona Programm. Alle Klassenräume sind bei uns seit Jahren mit interaktiven Boards ausgestattet, unsere Schüler:innen arbeiten mit iPads. So war es uns in den Zeiten des Lockdowns problemlos möglich, als digitale Schule den Unterricht in gewohnter Form mit Erklären und Nachfragen zu verwirklichen.
Mit einer Besonderheit: wir saßen nicht alle in einem Schul-Raum, sondern kamen über Chats oder Videokonferenzen in einem virtuellen Raum zusammen. Dabei konnten wir uns weitgehend am Stundenplan des Präsenzunterrichts orientieren und einen Unterricht mit gleichbleibendem Niveau anbieten.
Die Offenheit, mit der wir schon seit Jahren dem Thema digitale Schule begegnen, hat dafür gesorgt, dass alle Schüler:innen auch in Zeiten des Lockdowns motiviert und am Ball geblieben sind. Wir haben keine Lerndefizite wie an anderen Schulen zu beklagen.
Ein digitales Gymnasium zu sein ist für uns heute keine Not-Option – es ist unser Standard.
Es mag an manchen Schulen der Eindruck entstanden sein, dass der Begriff „Digitale Schule“ oder „Digitales Gymnasium“ lediglich beinhaltet, dass der Unterricht ausschließlich online stattfindet. Dabei ist die Möglichkeit des Fernunterrichts nur eine winzige Facette der Möglichkeiten des digitalen Unterrichtens. Der klassische Lehrdialog zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen wird auch weiterhin in Form von Präsenzunterricht das Maß aller Dinge für uns sein. Wir haben alle in der Zeit der Pandemie erkannt, wie wichtig uns als soziale Wesen echte Nähe ist. Davon profitieren unsere Schüler:innen jeden Tag im Internat.
Wir werden also auch in Zukunft nicht ausschließlich oder vorrangig mit digitalen Medien und Werkzeugen arbeiten, möchten aber festhalten, dass unser Unterricht durch digitale Lehrmethoden und Lernwerkzeuge eine bedeutsame Erweiterung erfährt.
Unsere Schüler:innen werden dadurch heute schon optimal auf die Berufs- und Alltagswelt der Zukunft vorbereitet. Einen besonderen Mehrwert sehen wir unter anderem in folgenden Punkten:
- Das digitale Gymnasium ebenso wie die Realschule können den Schüler:innen in einem höheren Maß als bisher selbstbestimmtes Lernen ermöglichen. Dies zeigen die selbsttätig erstellten und im Internet veröffentlichten Lernvideos.
- Strukturierte Online-Angebote wie Simple Club und Sofatutor bieten ideale Chancen für eine Selbstreflexion des Lernens und die Beobachtung des persönlichen Lernprozesses. Die Schüler:innen übernehmen eher Verantwortung für ihren eigenen Lernfortschritt.
- Nicht Vereinzelung, sondern Kollaboration ist Trumpf – Gerade durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation ist gemeinsames Lernen möglich, ohne, dass ständig raumzeitliche Nähe nötig ist.
- Es ergeben sich neuartige Möglichkeiten von Weltzugang und Weltdarstellung, etwa durch Digital Storytelling. Dies beschreibt die moderne Fortführung und Erweiterung der traditionellen Kunst des Geschichtenerzählens durch digitale Bilder und Töne.
- Wir sind im gesamten Gebäude über Glasfaser vernetzt und können somit auch im Präsenzunterricht im Vergleich zu DSL von vielfach höhere Übertragungsraten profitieren.
Wir sind nicht nur gut gerüstet für die Zukunft, wir sind schon mittendrin. Wir leben Schule digital und im klassischen Sinn und verbinden beide Welten optimal miteinander.
Text: Kristine Kupferschmidt, Fotos: Schloss Hagerhof