Zum Geburtstag von Anne Frank
„Wie wunderbar ist es, dass niemand auch nur einen Moment warten muss, um damit zu beginnen, die Welt zu verbessern.“ Dies schrieb Anne Frank am 26. April 1944 in ihr Tagebuch. Am 12. Juni 2025 wäre sie 94 Jahre alt geworden. Seit 2017 wird jährlich an ihrem Geburtstag der „Anne Frank Tag“ begangen – als bundesweiter Aktionstag an Schulen gegen Rassismus und Diskriminierung. Schloss Hagerhof hat sich dank der AG Courage in diesem Jahr zum ersten Mal daran beteiligt.

Schon vor Monaten hatte die AG Courage unter der Leitung von Jens Priggemeier die Idee, den „Anne Frank Tag“ an den Hagerhof zu holen. Die jungen Leute – Koda, Maya, Klara, Kiara, Sophie, Elaria, Maya und Amélie – legten sich direkt ins Zeug. Sie organisierten eine Plakatausstellung und weiteres Lernmaterial, planten Anschreiben und Durchsagen und holten den Forderkurs Deutsch der Mittelstufe und die Redaktion der Schülerzeitung HagerSecret (beide geleitet von Martina Rohfleisch) mit ins Boot.
Eine Woche lang konnte sich die Schulgemeinschaft in der Pausenhalle über das kurze Leben von Anne Frank informieren. Auf großflächigen Plakaten waren in einfacher Sprache die Lebensstationen des jüdischen Mädchens dargestellt: Kindheit in Deutschland, Flucht nach Amsterdam und Jahre im Versteck vor der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bis zu den letzten Monaten in den Konzentrationslagern Auschwitz und Bergen-Belsen, wo Anne im Februar 1945 starb. QR-Codes führten zu weiteren Informationen, Bildern und Videos, z. B. von Anne Franks Versteck im Hinterhaus eines Amsterdamer Bürogebäudes.
Großes Interesse bei unseren Jüngsten
Viele Schüler:innen der 5. und 6. nahmen die Einladung an, sich an Anne Franks Geburtstag von unserem Schüler Koda durch die Plakatausstellung führen zu lassen. Das Interesse war riesig; gebannt hörten die Kinder dem engagierten Jugendlichen zu, stellten ihm unentwegt Fragen und füllten Postkarten mit Fragen wie: „Was bedeutet Freiheit für dich?“ aus. Die begleitenden Lehrkräfte Jens Priggemeier, Martina Rohfleisch, Theresia Jägers und Marina Ring stimmten Koda zu: „Wir finden es wichtig, dass sich auch schon die jüngeren Schüler:innen mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocausts auseinandersetzen, gerade in diesen Zeiten des weltweiten Rechtsrucks.“

Anne Frank als Autorin
Am Freitag wanderte die Ausstellung in die Bibliothek zu einer Veranstaltung mit Siebt- und Achtklässlern. Schon im Treppenhaus erblickten die Schüler:innen die Postkarten vom Vortag, aufgehängt mit Zitaten von Anne und Impulsen: „Symbol der Hoffnung“, war hier zu lesen, oder: „Sie glaubte an Bildung.“ Hier war unsere Erzieherin Karin Glock in der Abendlernzeit des Internats aktiv geworden. Auch diesmal führte Koda kompetent in Annes Lebensgeschichte und die Bedeutung ihres Tagebuchs ein. „Ich fände es gut, wenn alle Schüler:innen das Tagebuch im Unterricht durchnehmen würden.“ Teilnehmerinnen des Forderkurses Deutsch lasen Passagen aus Anne Franks Tagebuch und ihren „Hinterhausgeschichten“ vor. So konnten die jungen Menschen nicht nur in die bedrückende Atmosphäre eintauchen, die im engen Versteck ihrer und einer weiteren verfolgten Familie herrschte, sondern auch die heranwachsende sprachgewaltige Autorin entdecken: „Ich finde es sehr seltsam, dass erwachsene Menschen so schnell, so viel und über alle möglichen Kleinigkeiten Streit anfangen. Bisher dachte ich immer, dass nur Kinder sich so zanken und dass sich das später legen würde“, heißt es im Tagebuch.
Bist du frei?
Zum Schluss füllten viele einen Fragebogen aus, den die Schülerzeitungsredaktion, insbesondere André und Helen, entwickelt hatten: „In welcher Situation hast du dich schon einmal furchtbar unfrei gefühlt“, „Wie hältst du deine Erinnerungen fest?“ und „Könntest du dir vorstellen, verfolgte Menschen – wie die Familie von Anne Frank – zu verstecken und zu versorgen?“ waren nur einige der Fragen. Dabei wurde auch nach der Wahrnehmung der eigenen Freiheit gefragt. Deutlich eingeschränkt fühlt sich fast ein Fünftel der Befragten. Als Gründe gaben sie insbesondere die „Erwartungen anderer“, „gesellschaftliche Normen“, „Vorurteile“ und „eigene Ängste“ an; manche fühlen sich auch durch das „eigene Geschlecht“, durch „Mitschüler:innen“ und durch „Streit in der Familie“ in ihrer Freiheit eingeengt.
