Abschied von Bettina Ummenhofer und Iris Willmeroth
…und noch zwei Personalien, die auf keinen Fall unerwähnt bleiben dürfen: Wie oft zu den großen Ferien haben wir auch in diesem Jahr TSCHÜSS gesagt. Zwei langgediente Kolleginnen haben sich vom Hagerhof verabschiedet. Bettina Ummenhofer ist eine von ihnen und auch, wenn sie ganz viele Pläne für die Zukunft hat, bekommt man im Gespräch mit ihr doch den Eindruck, dass sie uns ein wenig vermissen wird.
Als diplomierte Dolmetscherin lernte sie zunächst in der privaten Nachhilfe in Englisch und Französisch einige Hagerhof-Schüler:innen kennen und beschließt, mehr mit Kindern zu arbeiten. Fängt nachmittags in der Lernzeit an und wird zwei Jahre später Lehrerin für Englisch und Französisch. Viele, noch heute stattfindenden Angebote hat der Hagerhof der heute 63-Jährigen zu verdanken. Sie initiiert den Franreich-Austausch, organisiert den Vorlesewettbewerb in Französisch und gestaltet gemeinsam mit ihren Schüler:innen und der IUBH (Touristik-Hochschule Bad Honnef) jährlich ein Gala-Diner, bei dem die Jugendlichen über zwei Tage kochen und ihren eingeladenen Eltern anschließend eine exzellente französische Küche kredenzen.
Für die kommende freie Zeit hat sie sich vorgenommen, ihr Familienarchiv aufzuarbeiten: „Aufzeichnungen, Alben, Bilder… ich möchte das alles durchforsten und weitergeben.“ Selbst Sütterlin soll dabei kein Hindernis sein – das will sie eigens für die alten Unterlagen lernen.
Au revoir sagen wir außerdem zu Iris Willmeroth:
Da flossen reichlich Tränen – der Abschied von der langjährigen und besonders beliebten Englisch- und Französischlehrerin Iris Willmeroth fiel nicht nur ihren Schüler:innen schwer. „Die Kinder, ob klein, ob groß, werde ich sehr vermissen, das weiß ich jetzt schon“, so ihr Blick in die Zukunft. Kein Wunder, sie war auch immer für die jungen Menschen da. Diese Zuverlässigkeit war ihr stets wichtig. „Du unterrichtest ja nicht nur deine Fächer, du bist als Lehrerin auch eine Bezugsperson, die Kinder vertrauen dir; dieser Verantwortung wollte ich gerecht werden.“
Dieses Berufsethos spüren auch die Kleinen – auf ihre Art: „Wir merken richtig, wie gern sie uns hat, jede:n von uns, auch wenn eine:r schon mal Mist baut oder nervt. Sie hat immer ein offenes Ohr für uns und ist supergeduldig“, erzählen ihre Schüler:innen. Und ein älterer Schüler ergänzt: „Und sie hat einen tollen, trockenen Humor!“ „Den braucht man hier auch …“, frotzelt sie, aber so manche Geschichte ging ihr schon unter die Haut. Ob sie nicht ein Buch schreiben wollte über ihre Erlebnisse aus den über 30 Jahren am Schloss Hagerhof? „Mal sehen …“
Geboren und aufgewachsen ist Iris Willmeroth in der Bonner Region. Ihr Referendariat führte sie in den hohen Norden, in die Hansestadt Stade. „Damals gab es keinen Lehrermangel, sondern eine Lehrerschwemme, eine ganz andere Situation als heute.“ Um ihre Chancen auf eine Anstellung zu erhöhen, machte sie eine Zusatzqualifikation für „Deutsch als Fremdsprache“. Der Plan ging auf. Als in den 1980er Jahren besonders viele Familien aus Osteuropa als Spätaussiedler nach Deutschland kamen, wurden auch am Schloss Hagerhof Fachkräfte für Französisch zum Unterrichten von polnischen Schüler:innen gesucht. „Ich kam und blieb, so dankbar war ich für die Stelle.“
Sie ließ sich ganz auf den Hagerhof ein, auch als es in den folgenden Jahren schwierig wurde, z. B. in den 1990er Jahren, als Eltern und das Kollegium gemeinsam für den Erhalt der Schule kämpften. Das besondere Engagement, das eine Reformschule verlangt, die Ausrichtung auf Montessori-Pädagogik, zuletzt die anstrengende Transformation in eine digitale Schule und die Pandemie – „… alles kein Spaziergang, aber auf die Dauer wirklich kräftezehrend ist meine Fächerkombination. Ich habe blauäugig einfach das studiert, was ich mochte und konnte: Englisch und Französisch. Welche Auswirkungen die Wahl dieser beiden Korrekturfächer auf meine Arbeitszeit haben würde, daran verschwendete ich damals keinen Gedanken.“ Und so türmten sich seitdem auf ihrem Schreibtisch die Klassenarbeiten und Klausuren, die abgearbeitet werden mussten, auch am späten Abend, am Wochenende, in den Ferien.
„Nun möchte ich sehen, wie ein Leben ohne Korrekturen aussieht, im Moment ist das noch unvorstellbar für mich“, fragt sie sich. Ein Detail vom letzten Schultag erzählt sie mit ihrem verschmitzten Lächeln. „Meine Schüler:innen überraschten mich mit einem konstruktiven Vorschlag. ‚Wenn Sie nicht mehr korrigieren möchten, schreiben wir einfach keine Arbeiten mehr. Dann können Sie doch noch länger bleiben, Frau Willmeroth!‘“
Wir verabschieden uns und sagen DANKE!
Text und Fotos: Martina Rohfleisch und Claudia Hennerkes