Hagerhof-Alumnus Yassin Idbihi im Porträt

Eine Geburtstagsüberraschung seines Aegidienberger Opas hat ihn an unsere Schule geführt: 1998 schenkte der Großvater seinem Enkel Yassin Markus Idbihi ein Ticket, das seine spätere Laufbahn besiegeln sollte: eine Woche Basketballcamp in den Sommerferien am Schloss Hagerhof. Damals wohnte der 15-Jährige noch in Tanger/Marokko mit seinem marokkanischen Vater und der deutschen Mutter.

Idbihi hat spät mit DEM Sport angefangen, der sein Leben bis heute bestimmt. Mit 14 schoss er in die Höhe. In einem Interview erinnert er sich, dass er in knapp drei Monaten stolze 20 Zentimeter gewachsen war: Plötzlich war ich 1,96 Meter groß“, schaut der heute 2,08 Meter große Sportler zurück. Damals wurde Basketball zu SEINEM Sport. Aber: In Tanger gab es zwar einen Verein, der allerdings hatte keine Jugendabteilung. Das Ticket nach Deutschland eröffnete neue Möglichkeiten. Und hier ist er geblieben.

Durch die Mama hatte der kleine Yassin bereits in Marokko einen starken Bezug zu Deutschland – zur deutschen Kultur und zur deutschen Sprache. Seine Mutter, Lehrerin in Tanger, unterrichtete ihn und sprach mit ihm Deutsch. Weihnachtliche Traditionen wurden dank der Mama auch in Marokko begangen. „Und so bin ich wirklich mit beiden Kulturen aufgewachsen“, erklärt der 39-Jährige und fühlt sich entsprechend zu beiden Kulturen gleichermaßen hingezogen.

Seit 24 Jahren ist Deutschland seine Heimat: Michael Laufer, ehemaliger Hagerhof-Geschäftsführer und Basketball-Bundesliga-Trainer, gab den entscheidenden Anstoß. Er bot dem schlaksigen Jungen ein Stipendium an, das Idbihi mit Begeisterung annahm.

Bis zu seinem Schulabschluss 2003 blieb er am Hagerhof und startete parallel seine Karriere als Profi. Mit Trainer und Hagerhof-Lehrer Michael Wellner gewann man im Jahr 2000 prompt die Deutschen Schulmeisterschaften. Mit 18 begann Idbihi 2001 im Trikot der Dragons Rhöndorf und spielte bis 2003 in der Zweiten Bundesliga. Der ehemalige Center dribbelte sich mit seinen unkonventionellen Bewegungsabläufen, seiner speziellen Wurftechnik und seinem ausgeprägten Kampfgeist in die Herzen der Fans. Nach dem Abi geht es 2003 zum Studium in die Vereinigten Staaten an die University at Buffalo/New York, wo er vier Jahre lang nicht nur lernte, sondern gleichermaßen für die Buffalo Bulls in den Ring trat.

Yassin Idbihi bereitet sich auf die nächste Trainingseinheit vor

2007 kehrte er mit einem Abschluss in Internationaler Politik in der Tasche wieder zurück nach Deutschland und schloss sich dem ersten Bundesligisten Köln 99ers in seiner Geburtsstadt an. Der Kontakt zum Hagerhof rückte erneut in greifbare Nähe. Wiederholt mischte der Profi bei unseren Basketballcamps mit. Als Spieler und als Trainer.

Seine Basketball-Karriere führte ihn 2008 weiter nach Frankreich, über den FC Bayern München, Brose Bamberg, die New Yorker Phantoms Braunschweig (heutige Löwen Braunschweig) hin zu ALBA BERLIN. Insgesamt 25 Mal durfte der Basketballer für die Deutsche Nationalmannschaft antreten, verbuchte in seiner Profi-Karriere zwei Deutsche Meistertitel und einen Deutschen Pokalsieg auf seinem Konto.

Nach seiner aktiven Zeit bleibt Idbihi zunächst in Bamberg, um einige Jahre später an den Rhein zurückzukehren. Mehrere Jahre fungierte er als Geschäftsführer Sport und Marketing bei den Rhöndorfer Drachen und ist heute das Bindeglied zwischen den Dragons und Schloss Hagerhof. Der kleine Stadtteil von Bad Honnef ist für den vierfachen Vater und seine Familie zur Heimat geworden. Sein großes Ziel: Kinder für SEINEN Sport zu begeistern. Das funktioniert mit kostenlosen Basketball-AGs an Honnefer Grundschulen und einer, mittlerweile etablierten, jährlich ausgerichteten Grundschulliga.

Yassin Idbihi mit einem seiner Söhne beim Training am Schloss Hagerhof

Mit seiner Erfahrung, seinem Training und seinen Tipps ist Yassin Idbihi ein überzeugendes Beispiel dafür, dass man am Hagerhof nicht nur schulisch, sondern auch sportlich einen guten und erfolgreichen Weg einschlagen kann. „Schloss Hagerhof ist die Schule, der ich meine Basketballkarriere zu verdanken habe – hier konnte ich perfekt meinen Sport und Schule verbinden“, so Idbihi.

Text und Fotos: Claudia Hennerkes