Jazz auf der Schlossterrasse
Wenn zwei Bigbands gemeinsam die Bühne betreten, ist das mehr als ein Konzert – es ist ein musikalisches Großereignis. Ganz in der Tradition legendärer Jazz-Kollaborationen wie der von Count Basie und Duke Ellington (First Time! The Count Meets the Duke, 1961) trafen sich bei der zweiten Auflage von „Jazz auf der Schlossterrasse“ gleich zwei Formationen: die Night Train Big Band der Musikschule Bad Honnef unter der Leitung von Norbert Buitor und die Rhine Big Band der Musik- und Musicalschule Schloss Hagerhof, dirigiert von Thomas Heck und Jürgen Roth.
Unter dem Motto „Drei Bandleader – zwei Bands – ein Ziel: Gute Unterhaltung!“ entstand ein mitreißendes Gemeinschaftsprojekt voller Spielfreude, Energie und Teamgeist – ganz nach dem Leitsatz von Quincy Jones: „Check Your Ego At The Door.“ Zwei Stunden lang ging es quer durch die Jazzgeschichte – und das Publikum ließ sich begeistert mitreißen.

Der musikalische Nachmittag begann mit einer Swing-Fassung des Van-Morrison-Klassikers „Moondance“, die die gastgebende Rhine-Bigband souverän präsentierte. Besonders hervorgehoben wurden dabei die Solisten: Gerhard Halene an der Posaune, Anna Michel am Altsaxophon und Haosen Lai am Bariton.
Danach übernahm die Night Train Big Band den Staffelstab und überzeugte mit dem Jazzklassiker „Sweet Georgia Brown“ von 1925, bei dem Wolfgang Schäfer am Tenorsaxophon und der Trompeter Jochen Haas brillierten. Fortan wechselten sich die beiden Formationen ab und sorgten für ein abwechslungsreiches Programm. Auf das Hardbop-Stück „Dat Dere“ von Bobby Timmons – erneut mit einem ausdrucksstarken Solo von Anna Michel – folgte das moderne Stück „Die With A Smile“ von Bruno Mars und Lady Gaga, gefühlvoll von Gero Müller am Tenorsaxophon in einer instrumentalen Bigband-Fassung der Night Train Band vorgetragen. Die Zeile „Wenn die Welt untergeht, will ich neben dir stehen und mit einem Lächeln sterben“ erhielt durch die klangliche Umsetzung eine bewegende Tiefe.
Mit „Up To Date“, der Titelmelodie des ZDF-Sportstudios (ursprünglich von der Max-Greger-Bigband), wurde nicht nur musikalisches Fernseh-Kulturgut präsentiert, sondern auch ein sportlicher Gruß an die Fachschaft Sport übermittelt. Alina Boriskina am Klavier und Till Handrack am Schlagzeug glänzten dabei als Solisten. Passend dazu fand das Konzert wetterbedingt in der Turnhalle statt – ein atmosphärischer Zufall. Schloss Hagerhof ist seit Jahrzehnten sportlich erfolgreich: Unsere Basketballteams vertreten regelmäßig das Land NRW beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“ in Berlin und die Basketball-Camps sind deutschlandweit bekannt.
Wieder etwas poppiger und funkiger wurde es mit „Hooked on a Feeling“ (bekannt aus Guardians of the Galaxy) und dem Anime-Theme „Tank!“ – zwei Titel der Night Train Big Band, die das Finale des ersten Konzertteils einleiteten und viel Spielraum für Marcus Leckel (Altsaxophon), Peter Ehalt (Bass) und Daniel Hauser (Trompete) boten. Besonders hervorzuheben hierbei der erst 16jährige Schlagzeuger Jason Wolf. Für einen besonderen Moment sorgte anschließend die junge Sängerin Celina Klix mit ihrer gefühlvollen Interpretation von „On the Street Where You Live“ aus My Fair Lady. Neben ihr überzeugte Julia Mazur mit einem starken Solo am Altsaxophon.

Den Abschluss des ersten Teils bildete „Gonna Fly Now“ aus dem Film Rocky, bei dem erstmals beide Bigbands auf der Bühne zusammen agierten: 8 Trompeten, 6 Posaunen, 10 Saxophone und eine doppelt besetzte Rhythmusgruppe entfachten eine Klangwucht, die das Publikum spürbar mitriss – ein echtes musikalisches Schwergewicht.
In der Pause sorgte ein Schülerteam der Jahrgangsstufe 11 mit Kaffee, Plätzchen und Kuchen auf der Schlossterrasse für eine entspannte Atmosphäre. Die Musikerinnen und Musiker wie auch das Publikum genossen den Blick in die weitläufige Parkanlage und führten angeregte Gespräche.
Im zweiten Teil stachen auf Seiten der Hager Bigband zum einen die souverän vorgetragenen Vokalbeiträge der Hagerhof- Abiturientinnen Marie Penin mit „I wanna be loved by you“ und Olivia Schmitt, mit dem Soul-Klassiker „Son Of A Preacher Man“ hervor, als auch die Jazz-Ballade „Round Midnight“, gefühlvoll von Jakob Weyland am Flügelhorn interpretiert.
Die Night Train Big Band animierte das Publikum währenddessen mit „Nothing from Nothing“ und „Can`t Stop The Feeling” grooving-jazzig zum Tanzen.
Danach steuerte das Konzert auf seinen Höhepunkt zu: Mit „Oye Como Va“ von Carlos Santana erwiesen die beiden Gitarristen Jochen Hillesheim und Vlad Vashchenko dem Meister des Latin Rock ihre Ehre – ein energiegeladener Schlusspunkt, der die stilistische Bandbreite des Abends eindrucksvoll abrundete.
Bevor der letzte Ton verklungen war, galt es Danke zu sagen. Großer Applaus ging an das Tontechnik-Team um Jason Vögeli (Abi ’24), Fritz Riede (8a) und dem Schülervater Daniel Valasco-Schwarzenberg. Dass Jason – inzwischen in einem dualen Studium mit Schwerpunkt Eventmanagement – extra an einem Wochenende zurückkehrte, um seine ehemalige Schule zu unterstützen, spricht für die Nachhaltigkeit und den Teamgeist der Musik- und Musicalschule.
Auch das Küchen- und Haustechnikteam trug mit seiner engagierten Unterstützung zum reibungslosen Ablauf bei. Am Schloss Hagerhof sind in den letzten Jahren viele neue Konzertformate entstanden, die Raum für kreative Nachwuchsarbeit schaffen.
Wer das verpasst hat, bekommt schon bald eine neue Gelegenheit: Beim großen Sommerkonzert am Donnerstag, 3. Juli um 19 Uhr präsentieren sich Bigband, Orchester, Chöre und Schauspiel – eine Einladung zu einem wahrhaft bezaubernden Sommernachtstraum.
Fotos: Martin Lehnert
























