Klimakrise 2025 – Kippt da was?
Auftakt der Vortragsreihe zur Klimakrise
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim, emeritierter Leiter des Geologischen Instituts der Universität Bonn, machte den Anfang einer Reihe von Vorträgen am Schloss Hagerhof, die sich mit verschiedenen Aspekten der Klimakrise befassen. Zielpublikum ist die Jahrgangsstufe 11, die dieses Thema im Lehrplan haben, aber auch andere Zuschauer sind willkommen.
Zu Beginn machte Prof. Froitzheim klar, dass in Deutschland die Klimakrise gesellschaftlich und politisch zwar zurzeit aus dem Fokus der Aufmerksamkeit geraten ist, sie aber ausgerechnet vom Weltwirtschaftsforum, das gerade in Davos tagt, in seinem Global Risk Report zur bedeutendsten Gefahr innerhalb des nächsten Jahrzehnts gerechnet wird. Allen voran wird die Bedrohung durch Extremwetterereignisse wie Brände, Dürren und nie dagewesene Überflutungen als kritisch betrachtet.
Bei der anschließenden Darlegung der Grundlagen des Treibhauseffekts konnte er sein gut informiertes Publikum einbeziehen, das so manche Antwort zu geben im Stande war. Bei der Frage, in welchem Jahr denn der Ausstoß von Treibhausgasen maximal gewesen sei, erstaunte er jedoch die Zuhörerschaft. Die Schüler:innen vermuteten nämlich ein Maximum in den 1990er Jahren. Die schlechte Nachricht: Trotz aller Fortschritte, z. B. beim Ausbau der Erneuerbaren, steigen die Zahlen leider noch immer weiter und haben mit 100 Millionen Tonnen pro Tag einen neuen Rekord erreicht. Ergänzend dazu zeigen die Daten der letzten Jahre eine beschleunigte Erwärmung, so dass die 1,5°-Grenze des Pariser Abkommens nicht – wie vorhergesagt – 2040 erreicht werden könnte, sondern bereits 2024 übertroffen wurde. Dies lässt die Gefahr, dass irreversible Kipppunkte des Klimageschehens, beispielsweise die Vernichtung des brasilianischen Urwalds oder das weltweite Abschmelzen der Eismassen, erreicht werden, deutlich ansteigen.
Obwohl diese Fakten gut validiert und die Entscheidungsträger der Politik informiert sind, handelt die Menschheit gegenteilig, allen voran eine fossile Energielobby, denn, so Prof. Froitzheim: „Fossile Brennstoffe sind die perfekte Quelle von Profit. (…) Der Wert von fossilen Investments hängt zu 100 % vom Versagen beim Klimaschutz ab.“ Alleine die Investitionen institutioneller Anleger wie Banken und Versicherungen in Öl, Gas und Kohle hätten letztes Jahr mehr als 5 Billionen Dollar betragen.
Hoffnung käme dagegen vom unerwartet raschen Ausbau von Photovoltaik und Windenergie, wobei hier China mehr als 3/5 des weltweiten Zuwachses zu verzeichnen hat. Was nun können wir seiner Meinung nach machen, um die Entwicklung zu beeinflussen? Dazu gab er den jungen Leuten vier Leitlinien an die Hand: Informieren, Boykottieren, Transformieren und Rebellieren.
In der Szene der Klimaaktivisten ist Prof. Froitzheim kein Unbekannter; des Öfteren sorgten seine provokanten, aber friedlichen Protestaktionen für erhebliches mediales Interesse. So schloss er seine durchweg wissenschaftsbasierten Ausführungen mit einem persönlichen Statement: „Wir stehen vor dem Zusammenbruch der Lebensgrundlagen und der menschlichen Zivilisation. (…) Das Versagen im Klimaschutz ist ein klares und tödliches Unrecht gegenüber den Armen, den Jungen und den Menschen im globalen Süden. (…) Ziviler Ungehorsam gegen das Unrecht des Klimaversagens ist legitim und notwendig.“
Die Vortragsreihe wird fortgesetzt mit einem Ausblick auf die Gesundheit in einer immer heißeren Welt von Prof. Dr. Dietrich Klingmüller von der Uniklinik Bonn.