Make your School – Hackdays am Hagerhof: In drei Tagen von der Idee zum Prototypen

Jetzt schnell noch das letzte Kabel andrahten und in der Werkstatt kurz das untere Brett anschrauben – fertig ist das gute Stück. In den vergangenen Tagen rauchten bei einigen unserer Schüler:innen die Köpfe: Die Hackdays hielten Einzug an Schloss Hagerhof.

Viele innovative Ideen kamen am ersten Tag zusammen.

Beim Projekt Make your School – Eure Ideenwerkstatt können und sollen Schüler:innen ihr schulisches Umfeld mitgestalten. Was macht eine gute Schule aus? Was geht mir auf die Nerven und könnte viel besser funktionieren? Und wie kann man die Probleme und Herausforderungen mithilfe von digitalen und technischen Hilfsmitteln lösen? Im Rahmen von Hackdays, die deutschlandweit stattfinden, werden neue Impulse für den Schulalltag gesetzt. Der Begriff Hack steht für kreative und originelle Problemlösungen mit viel Experimentierfreude. Gemeinsam wird in Gruppen diskutiert, experimentiert, gebastelt, entwickelt und getüftelt. Dabei stehen den Jugendlichen Materialien wie Werkzeuge, Sensor Kits oder Mikrocontroller zur Verfügung.

Felix, Simon und Marc (v.l.) programmierten ein Smart-Learning-System.

31 experimentierfreudige Jugendliche von der 7. bis zur 11. Klasse hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Initiiert von Hagerhof-Lehrer Nils Christians und Dr. Dirk Krämer. Drei Mentoren begleiteten die Wissbegierigen bei ihren Projekten. Neun Teams setzten ihre innovativen Ideen in den vergangenen drei Tagen um und entwickelten erste Prototypen. Freitag wurden die Ergebnisse aus der Ideenwerkstatt Lehrer:innen, Eltern, Schüler:innen und Interessierten präsentiert.

May und Koda (v.l) entwickelten einen Flaschen-Halter, der ans Trinken erinnert.

Annabel, Lilly und Joshua zum Beispiel. Sie konstruierten und programmierten „Smart-Art“, eine Box, die auf Temperaturen mit verschiedenen Farben reagiert und gute Laune verbreiten soll: Ist es kalt, färbt sich der Kasten bläulich ein, wird es im Raum hingegen warm leuchtet ein Signalrot. Bei Pausenende erinnert es die Schülerschaft mit einem Ton daran, wieder in die Klassenräume zu strömen. Oder das fahrbare Pizza-Taxi, konzipiert von Aurel und Fritz: Weil die Schüler:innen das Schulgelände nicht verlassen dürfen, soll es bei großem Hunger für Nachschub sorgen. Noch nicht ganz ausgereift, aber das kann ja noch werden…

Pizza ist da! Das Pizza-Taxi von Aurel und Fritz

„Hier kommt es nicht auf Perfektion an“, beschreibt Mentor Stefan seine Aufgabe. Der Fachinformatiker und Veranstaltungstechniker sieht vielmehr die Motivation und die Begeisterung der Schüler:innen an erster Stelle. Er selber fährt in fast alle Ecken Deutschlands, um den Jugendlichen bei ihren Plänen an der Seite zu stehen. Und das in diesem Jahr bereits das sechste Mal.

Der „Anschreier“ animiert Autofahrer, die Ruhe zu bewahren.

Seine Mitmentoren sind ebenfalls begeisterte Tüftler im IT-Bereich. Marcus kommt eigentlich aus Bonn, ist für seinen Job allerdings nach Berlin gezogen. Dort ist er Experte für künstliche Intelligenz und berät Unternehmen, aber auch Künstler in diesem Bereich. „Spannend“, wie er selber sagt. Und diese Begeisterung möchte er jungen Menschen vermitteln. David aus Siegen ist bei den Hackdays ganz in seinem Element: Wenn er nicht für die Veranstaltung unterwegs ist arbeitet er an IT-Lösungen in der Fab Lab, einer offenen Kreativwerkstatt in seiner Stadt.

Viel los auf dem Markt der Möglichkeiten. (Foto: Thomas Scheben)

Hagerhof-Geschäftsführer Michael Wichterich zeigte sich mächtig gespannt auf all die Projekte, die sich die Schüler:innen ausgedacht hatten und begutachtete neugierig die Errungenschaften auf dem Markt der Möglichkeiten. Aber: Die Hackdays sollen am Hagerhof nicht das Ende der Möglichkeiten bleiben. Bereits nach den Sommerferien ist hier ein Makerspace geplant, der den Schüler:innen sowohl im Ganztag als auch im Internat die Gelegenheit gibt, ganzjährig Projekte zu entwickeln. Der Makerspace wird sich als fester Bestandteil des Unterrichts etablieren. Zudem soll die Werkstatt, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, als Repair-Café fungieren: Kaputte Geräte wieder in Stand zu setzen, ist das Ziel.

Mentor Stefan, Dr. Dirk Krämer, Nils Christians, Bettina Wallor, Hagerhof-Geschäftsführer Michael Wichterich und die Mentoren Marcus und David (v.l) bei der Eröffnung der Messe „Markt der Möglichkeiten“

Bettina Wallor, pädagogische Mitarbeiterin im regionalen Bildungsbüro des Rhein-Sieg-Kreises, war beeindruckt: „Ihr habt nicht nur tolle Sachen entwickelt, sondern gleichzeitig euch selbst.“ Ein Erfahrungsschatz den die Jugendlichen aus den vergangenen Tagen mitnehmen. Das Projekt wird erstmalig im Rhein-Sieg-Kries vom zdi-Netzwerk MINT koordiniert. Zdi – die Landesinitiative Zukunft durch Innovation – möchte, gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog, einen Beitrag zur Verbesserung der digitalen Bildung an Schulen leisten. Unterstützt wird die Initiative von der Klaus Tschira Stiftung.

Lilly, Joshua (v.l.) und Annabel (im Hintergrund) entwickelten den Smart-Art.

Am Ende des Tages waren alle Schüler:innen stolz auf ihre Prototypen: Den Flaschenhalter, der mit einer Vibration ans Trinken erinnert. Das automatisierte Kehrblech. Ein Signalsystem für die Öffnung zu unseren Sportanlagen. Das Gerät, welches den CO2-Gehalt der Luft misst und so zum Lüften aufruft. Den „Anschreier“, der Autofahrer bei Aufregung während der Fahrt beruhigen soll. Und ein selbst programmiertes W-Lan-Management-System für den Hagerhof. Nicht zu vergessen: Eine eigens konzipiertes Smart-Learning-System, mit dem Schüler:innen ganz nach ihrem Wissensstand in Zukunft lernen sollen. Die Webseite steht bereits in den Startlöchern.

Werkzeug, Motoren, Kabel und Sensoren wurden zur Verfügung gestellt.

Neun großartige Projekte mit denen die Schule der Zukunft rosig aussehen könnte – ganz im Sinne der Schüler:innen und übrigens ganz im Geiste Maria Montessoris, die Lernen als eigenaktiven Vorgang sah.

Text und Fotos: Claudia Hennerkes