Suche nach verborgenen Pflanzenschätzen
Umweltgruppe am Hagerhof nimmt an der Kampagne #Krautschau des Senckenberg-Instituts teil
Dass man vielfältiges Pflanzenleben nicht nur in Naturschutzgebieten findet, sondern buchstäblich unter unseren Füßen, konnten die Mitglieder des Wahlfachs Umwelt im Ganztag nun selbst erfahren: Als eine von fünf angemeldeten Gruppen in Nordrhein-Westfalen nahmen sie an der diesjährigen #Krautschau des biologischen Forschungsinstituts Senckenberg in Frankfurt teil. Dabei geht es darum, die Vielfalt der Pflanzenarten in unseren Innenstädten, die sich auf Pflasterritzen und Mauerspalten spezialisiert haben, zu finden und zu bestimmen.
Dies ist keine leichte Aufgabe, doch die moderne Technik hilft hier sehr: Auf den iPads der Schüler:innen war zuvor die KI-basierte Pflanzenbestimmungs-App Flora Incognita installiert worden, die selbst winzigste Pflänzchen im nichtblühenden Zustand sicher bestimmen kann. Nebenbei erfährt der User auch manch Wissenswertes über den Fund, z.B. ob es sich um einen sogenannten Neophyten, also einen Neubürger, bei uns handelt, wie selten er ist oder ob er essbar oder gar giftig ist.
Die Kampagne der Biologen vom Senckenberg-Institut soll durch das Entdecken unscheinbarer Pflanzen auf bebauten Flächen gegen die sog. „Plant Blindness“ wirken, also der zunehmenden Unfähigkeit, die Natur in unserem Alltag überhaupt wahrzunehmen und damit zur Bewusstseinsbildung für den Erhalt der Artenvielfalt und deren ökologischen Bedeutung beizutragen.
Diese Pflasterritzengesellschaften sind wahre Überlebenskünstler, sie ertragen Tritt- und Fahrbelastung, Hitze, Bodenverdichtung und extreme Trockenheit, sie stellen wertvolle Mikro-Ökosysteme für zahlreiche Organismen dar und haben als sogenannte Trittsteinbiotope für die Verbindung von Lebensräumen in der stark zerschnittenen Stadtumgebung eine große Bedeutung. Aber auch für uns Stadtbewohner ergeben sich Vorteile, die vielen nicht bewusst sind. So nehmen grüne Fugen Regenwasser auf, erhöhen die Versickerung und binden Staub. An heißen Sommertagen tragen sie beträchtlich zur Kühlung der gepflasterten Flächen bei, wie wir selbst in unserer Aktion zu den Hitzeinseln in Bad Honnef feststellen konnten.
Damit sich diese Botschaften verbreiten, sollen die Funde durch auffällige Kreide-Graffiti vor Ort deutlich gemacht werden. Dies war für unsere Kids, die sich mit Feuereifer auf die Suche machten, ein besonderer Anreiz. Doch die Flora der alten Weinbergsmauer am Menzenberg, die vorher als Untersuchungsstelle auserkoren worden war, stellte sich als komplett vernichtet heraus: Hier wurde mit einem Totalherbizid sämtliches Leben vernichtet! Vielleicht helfen solche Aktionen wie die #Krautschau ja, künftig solch unbedachte Zerstörungen zu vermeiden.