Zeitzeugengespräch zum Adenauer-Projekt

100-jährige besucht Schloss Hagerhof

Vorige Woche besuchte eine 100-jährige Zeitzeugin die Geschichtsgrundkurse von Frau Jägers und Herrn Neufert. Beide Kurse beschäftigen sich momentan mit dem Leben und politischen Wirken des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Die Schülerinnen und Schüler können im Adenauer-Projekt eigene thematische Schwerpunkte setzen und nutzten das Material der Ausstellung des Konrad Adenauer Hauses für Ihre Präsentationen. In diesem Rahmen freuten sich die Schülerinnen und Schüler vorige Woche über einen besonderen Besuch: Die Urgroßmutter einer Mitschülerin besuchte beide Kurse. Hildegard Moorlampen schloss auf ungewöhnlichem Weg engeren Kontakt mit Konrad Adenauers Tochter Lotte Adenauer. Beide verbrachten 1944 einige Monate zusammen in Sessenhausen, einem Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD). Der gemeinsame, oft unliebsame Dienst schweißte zusammen.

Schnell entfernte sich das lebhafte Gespräch allerdings von der Adenauer-Zeit. Unsere Schülerinnen und Schüler interessierten sich sehr für die Zeit des Nationalsozialismus und stellten durchaus kritische Fragen: Wieviel konnte man damals über die Verbrechen der Nationalsozialisten wissen? Wieso waren die Menschen nicht kritischer gegenüber Adolf Hitler? Frau Moorlampen erzählte mit großer Offenheit von einem Alltag, der nicht nur von der großen Politik geprägt war, und gestand ein, dass sich für sie vieles erst aus der Rückschau als so verheerend herausgestellt habe. Besonders eindrücklich waren Frau Moorlampens Erzählungen von der Veränderung des Geschlechterverhältnisses im Laufe des vorigen Jahrhunderts: „Ein Familienvater spielt mit seinen Kindern? Oder schiebt gar einen Kinderwagen? Das wäre in den 30er Jahren undenkbar gewesen. Vor den Vätern hatten wir Respekt, auch oft Angst. Heute übernehmen die Männer viel mehr Aufgaben für die ganze Familie.“ Auch der in seinen späteren Jahren eher steif und distanziert wirkende Bundeskanzler gewann in den persönlichen Erzählungen Frau Moorlampens eine Lebendigkeit, die ihm kein Geschichtsbuch mehr einhauchen kann. Es waren anderthalb Stunden gelebte Geschichte, die unsere Schülerinnen und Schüler in den Bann zogen. Wir bedanken uns herzlich bei Frau Moorlampen und Familie Lobenstein!